Die Vorbereitung auf das Spitzenspiel zwischen dem ältesten Löwennachwuchs und den
ambitionierten Gästen des HC Koblenz am vergangenen Samstag wartete mit einem Kuriosum
auf, denn bereits am Donnerstag empfing die Mannschaft um Spielführer Ole Fischer die DJK
Betzdorf zum Nachholspiel auf dem Mallendarer Berg und schickte die Oberwesterwälder mit
einer deftigen 66:14-Niederlage auf den langen Heimweg. „Dieses fast schon absurde Ergebnis
hat verschiedene Gründe: Zum einen haben meine Jungs 60 Minuten lang konsequent jeden
Fehler bestraft, den die dezimierten Gäste gegen unsere offensive 3-3-Deckung unter
tatkräftiger Mithilfe des für sie ungewohnten Haftmittels gemacht haben, zum anderen zeigte
sich auch deutlich, dass der Rückgang an Mannschaften und die damit verbundene Integration
aller Spielbereichsklassen zu einer einzigen Spielklasse auf Verbandsebene ein
Leistungsgefälle mit sich bringt, das auf Dauer zum Problem werden wird“, resümierte HVV-
Coach Dario Lehmler.
Mit breiter Brust ging man also in das zweite Aufeinandertreffen mit den auf Rang zwei
gelisteten Gästen, zu denen man mit einem Sieg wieder aufschließen und damit die
Minimalchance auf das Final-Four doch noch wahren wollte. Den besseren Start erwischten die
Koblenzer, die gegen die hochstehende Abwehrreihe des HVV gute Lösungen finden und
schnell ein 2:4 (3.) herauswerfen konnten, sodass man auf Seiten der Gastgeber früh zu einer
ersten Auszeit gezwungen war. Nach einer Umstellung des Abwehrsystems wirkte die Deckung
der Hausherren dann etwas griffiger, konnte die Kreise von HCK-Spielmacher Mark Grathoff
aber nicht entscheidend einengen und sah sich beim Stand von 7:10 (10.) immer noch in
Rückstand. Erst jetzt ging ein Ruck durch die Mannschaft: Nach dem bereits fünften Treffer
des stark aufspielenden Anthony Matthews zum 10:11 (14.) konnte Ole Fischer per Schlagwurf
erstmals ausgleichen (11:11, 15.), in der Folge gaben die Hausherren den Takt in der
umkämpften Partie an und ließen sich auch von einer Manndeckung gegen ihren Spielmacher
nicht aus dem Konzept bringen. Laurin Leonhardt traf in Unterzahl nach einem Steal per
Gegenstoß zum 22:20-Halbzeitstand.
„Im ersten Durchgang dominierten auf beiden Seiten die Angriffsreihen, die hüben wie drüben immer wieder kreative Lösungen fanden und den Torhütern nicht viele Abwehrchancen ließen. Das war in der Kabine dann auch das Hauptthema, denn es war klar, dass die Mannschaft gewinnen wird, die ihr Abwehr- und Torwartspiel zuerst anheben konnte“, resümierte Lehmler den torreichen ersten Durchgang.
Die zweite Halbzeit blieb so umkämpft wie die erste, doch die Gastgeber setzten immer wieder
entscheidende Akzente: Die Abwehr um den per Spezialistenwechsel eingesetzten Ben Mayer
legte an Aggressivität zu, im Angriff zeigte sich Max Gereke spiel- und entscheidungsfreudig.
So setzten sich HVVler langsam aber sicher über 27:23 (38.) und 31:26 (44.) ab und zwangen
den Gästetrainer zur Auszeit, die ihre Wirkung zunächst verfehlte, denn nach Jakob Helds
Treffer zum 36:30 (50.) betrug der Abstand sechs Tore. Die Schlussphase war dann nichts für
schwache Nerven, denn die Gäste gaben sich nicht geschlagen und kamen von Mark Grathoff
und Nick Schneidereit angeführt wieder auf 37:34 (55.) heran. Als der HVV nach einem
Kopftreffer gegen HCK-Schlussmann Joshua Frank dann noch in Unterzahl geriet und die
Koblenzer zum 38:36 (58.) verkürzten, witterten die Gäste nochmals Morgenluft. HVV-Außen
Jakob Zimmermann war es dann, der erneut aus spitzem Winkel sehenswert zum 39:36 (58.)
traf und für die Vorentscheidung sorgte. Am Ende stand mit dem 40:36 ein hart erkämpfter
Heimsieg auf der Anzeigetafel.
„Die Jungs haben heute sechzig Minuten lang alles reingeworfen und sich den Sieg gegen die hochgehandelten Gäste verdient. Am Ende des Tages waren es neben unserer taktischen Flexibilität vor allem Basics, die den Unterschied machten. So lief Jakob Held immer wieder klug ein, wurde von Ole und Max souverän in Szene gesetzt und Leo Rothbächer konnte das Torwartduell im zweiten Durchgang für sich entscheiden. Als uns zum Schluss die Körner auszugehen drohten, reizten wir die lange Zeitspielleine des Unparteiischen clever aus und behielten in den entscheidenden Momenten kühlen Kopf im Abschluss“, so das Fazit eines sichtlich erleichterten HVV-Trainers, der den Blick nun auf die
nächsten Begegnungen richtet: „Das gilt es in den kommenden Spielen zu bestätigen, was schwer genug wird, denn die Fahrten nach Mendig und Bad Ems werden nicht nur auf Grund des fehlenden Haftmittels unangenehm.“
Für den HVV im Einsatz: Lehmler, Rothbächer – Mayer (1), Overländer, Matthews (8), Held (13/1), Leonhardt (2), Fischer (7), Rocker, Zimmermann (7), Kappesser, Gereke (2)